Irgendwie ist doch immer Geburtstag

 

Jedenfalls bei SoNochNie. Am 28. Oktober 2019 haben wir dank Leovinus den 782. Geburtstag von Cölln an der Spree gefeiert, denn „In Berlin vor langer Zeit machten sich die Cöllner breit“, so dichtete er. Und was reimt sich besser auf „Gefluche“ als die themenbeauftragte „Wohnraumsuche“? Danke, Leo! Für diese elegante Einleitung gibt‘s auf jeden Fall eine ohrgepinselte Moderatorenurkunde.

Matthias übernahm den Staffelstab und berichtete unter dem Titel „Vom Suchen und Vergessen“ mit leiser Melancholie, aber keineswegs schwermütig von den Nöten seiner ersten jugendlichen Wohnraumsuche. Das war 1983 im mauergeschützten Westberlin. Mit der Morgenpost unterm Arm und klammheimlich. Die fürsorglich-dominanten Eltern (oder war es nur die Mutter?) hätten wenig Verständnis aufgebracht für seinen Ausbruchsversuch aus dem trauten Lankwitzer Heim. Doch unterwegs zum Besichtigungstermin befällt ihn Panik: Würde er nicht – sowie einmal ausgezogen – im Handumdrehen vergessen werden? (Denn: „Wer solche Eltern hat, der hat auch keine Freunde.“) Und dafür, so traf ihn brutal die Erkenntnis, war er dann doch noch nicht bereit. Also husch, zurück ins Körbchen und aufgeschoben den vorwitzigen Plan. Nach Abschluss seiner Tischlerlehre würde die Welt bestimmt schon ganz anders aussehen … Viel positives Feedback gab‘s für diesen Beitrag und natürlich die berühmte Ehrenurkunde.

Dann betrat der Elmar – Premiere, hört, hört! – die Bühne mit Gitarre und trug Lyrisch-Prosaisches in der Tonart „Pullmoll“ zum Thema „November“ vor: „Lausiges Novembernass sickert ins Gemüt …“ Da ist Oma Fähnchen mit einem Blumenstrauß unterwegs zum Grab ihres verblichenen Heinrich und wird – das Leben steckt voller Widrigkeiten – von den frechen Blütenstängeln „in die Titten“ gepikst. Vielleicht ist sie so alt wie Pippi Langstrumpf jetzt wäre, die womöglich als Pippi Strützstrumpf im Altersheim von Taka-Tuka-Land lebt, sinnierte der Autor. Bezüglich Oma Fähnchen schloss er mit den Zeilen: „… und sie sehnt herbei voll Schmerz a) die Weihnacht, b) den März.“ Als wäre das nicht Unterhaltung genug, gab‘s noch ein Chanson über einen Torero ohne Tiefsinn obendrauf. Immer wieder gern, durchaus auch singend, Elmar!

Dritte im Lesereigen war Suse aus Neukölln, die einen „Goldenen Nachmittag ohne Nixe“ zum Besten gab. „Wir treffen uns beim Supermarkt. Rotze wartet bereits.“ So setzte sie von Anfang an treffsicher den Ton. Die Ich-Erzählerin der Milieustudie ist knapp 14, raucht und trinkt Goldkrone, um sich den Tag zu vergolden. Zum Geburtstag wünscht sie sich Torte, Sekt und „dass Muddern mal nüchtern ist“. Sie hat das Sagen in der Gang, zu der auch Zecke, Kay und Nixe gehören. Aber Nixe fehlt an dem Tag, und Zecke ist zu spät. Muss dafür Pizza klauen im Supermarkt. Erst läuft alles glatt, dann kommen „die schwarzen Ladenhüter“, und es wird eng für die Mädchen … Suse weiß, wovon sie redet und ist nicht nur sprachlich dicht dran an ihren Protagonisten. Das Publikum ging voll mit.

Nach der Pause ist vor der Wahl. Doch Überraschung: Nicht nur die von Leovinus beverste in Thüringen ist passé, sondern auch die zum Themenbeauftragten für Dezember – glücklicherweise mit besserem Ergebnis. Der abwesende Frank hatte sich darum beworben und muss sich nun zum Thema „Kirsch“ was einfallen lassen, nachdem „Sündenfall“ – Thema Nr. 1 – in der (erstmaligen) Publikumsabstimmung durchgefallen war.

Was wäre eine Lesebühne ohne Wolfgangs Assoziationsakrobatik? Kariert versus liniert – so lautete die Versuchsanordnung. Eine Recherche im Schreibwarenladen brachte die ganze Bandbreite an möglichen Lineaturen zutage: groß- oder kleinkariert, mit Rand oder ohne und wenn ja, wie breit. Der Transfer der Lineaturen ins wahre Leben gelang Wolfgang bei einem Punkkonzert auf dem Tempelhofer Feld mühelos, fand das geneigte Publikum. Eine Zuhörerin nahm die Frage mit, welches Teilchen oder Kästchen im großen Ganzen sie wohl sei und ob sie auch Ränder habe. Danke, Wolfgang, für diesen erfrischenden Denkanstoß!

Eigentlich zu spät erschienen, weil in Unkenntnis unserer neuen Anfangszeit (19.30 Uhr), bekam Oliver doch noch die Chance zum Vortrag. „Part of missing man“, lautete der Titel, wenn ich das richtig notiert habe. Es ging um Kurt Cubain, den 1994 mit 27 jungen Jahren selbstgemordeten Sänger und Gitarristen der Band Nirvana, um sein Album „Never Mind“, seine schwierige Kindheit, die quälende Monotonie seines Rockstarlebens, seine Depressionen. Ein langes Gedicht nannte Oliver den sprachlich dichten, inhaltlich schwebenden Text, dem wir gern zuhörten. Nach eigener Aussage ging es ihm um Konformismus, Wahrhaftigkeit und wie Kreativität auch in einem brutalen Arbeiterumfeld an Gestalt gewinnen kann. Cubains Geist traf das jedenfalls ganz gut, fand nicht nur Wolfgang.

Mit „Die Wohnung“, einem Auszug aus etwas Längerem, beschloss Barbara diesen abwechslungsreichen Abend. Ihr Text knüpfte direkt an ihre Älteres-Ehepaar-Geschichte an, in der die Frau auf den richtigen Moment zum endgültigen Gehen wartet. Jetzt ist sie wirklich fort, allein in der im Stillen gekauften Zweieinhalbzimmerwohnung. Es klingelt an der Tür, sie muss eine allzu neugierige Nachbarin abwimmeln, bevor sie sich ein Glas Wein gönnt. Das soll ihr helfen, „den Mann zu vergessen, der sie 35 Jahre lang zu seiner Haushälterin gemacht hat“. Eine sehr geradlinig erzählte Episode, merkte Suse an, und tatsächlich könnte das Gesamtprojekt durch mehr Gestaltungsfreude noch gewinnen. Erzählenswert fanden wir die Geschichte allemal.

Das war sie auch schon wieder, die etwa 182. offene Lesebühne SoNochNie. Die schönen Fotos stammen wie immer von Michael – danke! Unser Dank geht natürlich auch an das Team vom Zimmer 16. Am 25. November wird uns dann Wolfgang als Themenbeauftragter verraten, was es mit einem „Vorhang“ auf sich hat, vielleicht gehabt hätte oder künftig würde haben können. Wir sehen uns!

Man taucht niemals in dasselbe Ohr

Die Lesebühne, die zwei Geburtstage feierte, nämlich den 110. Napoleons, hier legte Leovinus eine Kunstpause ein, um irgendwann den Nachnamen Nolsøe anzufügen, damit jeder genügend Zeit hatte sich zu wundern. Napoleon? 110. Geburtstag? Häh?

Man lernt an diesen Stellen immer Dinge, die man nie zu brauchen glaubte. Nolsøe war ein färöischer Arzt, der sich darum verdient gemacht hat, die färöische Sprache am Leben zu erhalten, indem er alte färöische Dichtungen sammelte, zum Beispiel die Sigurdslieder. Jedenfalls gab es da noch Sigmund Jähn, der vor 41 Jahren mir meinen Kampf zwischen Karat und den Puhdys um den Platz eins versaute, indem er ins All flog, dazu ließ Leo eine färöische Heavy Metal Band „Tyr“ laufen, was eine Anspielung auf den Kriegsgott nicht zu verwechseln mit Thor ist, der war ein Wettergott (schreibe ich mich jetzt um Kopf und Kragen bei allen Avengers-Fans) und hatte einen Hammer und dieser Hammer hatte ein …

 

Wurfgewicht

Und damit hatte Leo den Übergang zum Thema des Abends erzwungen, aber die Themenbeauftragte Petra Lohan war noch nicht erschienen, über Pankow war ein Unwetter niedergegangen. Ein heftiger Regen spülte viele vertrocknete Blätter von den Bäumen und gemahnte uns an die Klimakatastrophe, aber der stellte sich Wolfgang Weber in den Weg. Er hatte für eine seiner anderen Bühnen oder online-Wettbewerbe das Thema „Das Orakel“ zu bearbeiten und sich für das „Wattestäbchenorakel“ entschieden. Man taucht niemals in dasselbe Ohr. Wolfgang sammelte alle möglichen Wortpaare, z.B. gluten und lügenfrei, wobei man das Wort Lügen auf dem e betonen muss, damit es wirkt. Galgen oder Guillotine, Knirps oder Schirm. Es ging um scheinbar gleiche Enden.

Nun gut. Der Donnergott hatte ein Einsehen und Petra tauchte doch noch auf und präsentierte uns ihre Geschichte zum Thema mit dem Titel „Abwürfe“. Ein Dreier, der sich einst gefunden hatte, um eine im Eis Grönlands verschwundene Atombombe aufzuspüren. Sie hatten sie nicht gefunden, Natalia, Piet und Helena. Aber jetzt bekommt Natalia eigenartige Post mit Fotos, die sie an die alten Zeiten erinnert. Der Schmerz wird neu, wie Goethe sagt. Es wiederholt die Klage des Lebens labyrinthisch irren Lauf. Kleinzitat, ist auch egal, Goethe ist länger als 75 Jahre tot. Das Eis schmilzt. Die Atombombe taucht wieder auf und mit ihr die Möglichkeit, alte Freundschaften aufleben zu lassen, mit Geld und Kampf. Schön, wenn Beides zusammen kommt. Aber vielleicht will ja auch unser aller peinlicher US-Präsident die Bombe zurückhaben.

Dann trat der uns allen ans Herz gewachsene Matthias Rische auf. Ich bin da an was dran, sagte er, noch ohne Titel. Der Sohn einer Mutter, die früher Barrikaden angezündet hat, hat sich eine Bannmeile aus Kuscheltieren gebaut. Er – im Gegensatz zu ihr (?) – weiß nur nicht, wer der Gegner ist. Sie, fand er, hätte Rücksicht nehmen können. Freiheit, weiß der Junge, ist das wichtigste. Es ist ein Irrtum, dass man sie sich erkämpfen muss, man kann sie nur einbüßen. Den Satz finde ich so gut, dass ich glaube, den hast du geklaut, lieber Matthias. Wenn nicht: Chapeau. Eine Flunder taucht auf, seinen Bannkreis zu durchbrechen, die sich für einen Frosch hält. Der Junge will sie nicht küssen, da sagt sie: Nicht? Na, dann mach‘s gut, du Arschloch. Auch der Piranha, der an seinem Strahl hinaufklettern könnte, macht ihm Angst. Erinnert mich an das Wildfeuer aus Game of thrones, das angeblich auch an einem Pissstrahl nach oben klettern kann – männliche Urängste.

Nach der Pause mochte Matthias neben Barbara auch den Themenbeauftragten für den Monat Oktober geben. Er erloste sich das Thema „Wohnungssuche“. Wird wohl was ordentlich Deprimierendes werden. Der Hauptheld landet wahrscheinlich in Pasewalk.

Außerdem las noch Barbara über eine kleine eher wenig geschichtliche, eher protokollarische Familienepisode, die sich wohl genau so zugetragen hat. So richtig dicker Besuch. Selbst der Freund der jüngeren Tochter ist schon verfettet. Und es gibt Buttercremetorte und schokoladige Sachertorte. Nur für die Ich-Erzählerin hat man, weil man die schon kennt, bei Aldi oder wo auch immer eine tiefgefrorene Obsttorte gekauft. Es wird geschwafelt und der Vater lässt sich das Wort nicht entziehen. Selbst als die Ich-Erzählerin persönlich von dem perspektivisch adipösen Schwiegerneffen etwas über dessen Leben erfahren will, antwortet dessen Schwiegervater in spe. Der Text endete mit dem Satz: Erstaunlich, wie langsam so viele Kilos die Treppe runterschleichen können.

Auch bei mir hat der Text ambivalente Gefühle ausgelöst. Unser Dauergast Martin formulierte es so: Dann benennen wir uns um und machen therapeutisches Schreiben daraus. Ein bisschen dramaturgische und literarische Gestaltung hätte das Ganze schon vertragen, auch wenn jeder sich in die Situation ganz gut hineinversetzen konnte.

So. Das war der verspätete Bericht über die 136. Lesebühne SoNochNie!. Wir hoffen auf reichlicheren Besuch, wenn erst die Tage wieder kürzer und hoffentlich auch kühler werden. Nächstes Mal bin ich höchstselbst der Themenbeauftragte mit dem Thema: Spätsommersehnsucht. Gibt drei mögliche Geschichten. Als ich den einen Protagonisten gefragt habe, was er sich wünsche, wenn ich über ihn schreibe, hat er so eine Rappergeste gemacht und gerufen: Ich will eine coole Sehnsucht, okay. Als ich dann noch fragte, was er sich da vorstelle, hat er gesagt: Du bist der Schriftsteller. Denk dir was aus! Eine coole Sehnsucht. Eine kühle Sehnsucht sozusagen. Gibt es das überhaupt? Ist eine Sehnsucht nicht immer schwer und unerfüllbar? Und heiß sowieso.

Übrigens: Der zweite zu feiernde Geburtstag war der der Themenbeauftragten Petra Lohan. Herzlichen Glückwunsch nachträglich von dieser Stelle. Sie wurde 29 …..   ….. f?

Bis dahin, Euer

Sechs Streiche Lesen

Georg V., letzter König von Hannover, wäre an diesem 27. Mai 2019 ganze 200 Jahre alt geworden, verriet uns Moderator Leovinus eingangs launig. Diesem bedeutenden Anlass nicht ganz entsprechend ging‘s mit ‚nur‘ sechs Lesenden auf unserer 133sten SoNochNie-Bühne eher übersichtlich zu. Ob das Relegationsspiel von Union Berlin gegen den VfB Stuttgart mit folgendem Union-Aufstieg in die erste Bundesliga daran irgendwie beteiligt war, bleibt allerdings reine Spekulation. An Spannung hat es an diesem Abend im Zimmer 16 dennoch selten gefehlt.

Unsere Themenbeauftragte Ulrike Günther schaffte es trotz gegenteiliger Ankündigung pünktlich zu 19.30 Uhr auf die Bühne und fing uns mit ihrem vom Handy gelesenen bild- und metaphernreichen Text zum Thema „Sieben Streiche Leben“ mühelos ein. Ihr Protagonist Moritz bekommt in einem Berliner Straßencafé die Aufsicht über ein Paket übertragen, das, wie sich herausstellt, an ihn adressiert ist und ihm – nach Kündigung im Büro – mit (zu engen) blauen Schuhen den Weg in eine lichtvolle südfranzösische Zukunft weist. Der Text ist in sieben Tageskapitel unterteilt, jeweils gekrönt von einer Überschrift aus der gut durchgemixten Sprücheküche. Von „Müßiggang ist so alt wie die Zeitung von gestern“ bis „Das blaue Wunder pfeift von den Dächern“ – alles dabei. Die Sprache kam gut an, die Spannung stieg von Tag zu Tag. Verdientermaßen gab‘s dafür die Ehrenurkunde. Danke, Ulrike!

Richard Hebstreit, unser zweiter Lesender, hatte gleich seinen Lektor und den Protagonisten seines „Ludendorf“-Textes aus der Sammlung „Berlin – Komische Geschichten“ mitgebracht und zeichnete die Lesung wohl auch auf. Der Ich-Erzähler bewirbt sich wie der titelgebende Ludendorf um einen ABM-Job als Hilfstarif- bzw. Hilfsexistenzgründungsberater. Beide werden eingestellt und erleben Anekdotisches mit den übrigen 40 Mitarbeitern. Gegen Ende wird der Erzähler von einem Klienten namens Hassan, von dem er finanzielles Unheil abwenden soll, zur Hochzeit eingeladen, woraus wohl nichts werden wird, wie Ludendorf unkt. Das Feedback aus dem Publikum war eher kritisch. Der rote Spannungsfaden wurde in dieser episodischen Reihung mehrheitlich vermisst.

Als Stammleserin stellte nun Petra Lohan ihren neuen Text „Ohne Gesicht“ vor. Die schreibwillige Ich-Erzählerin beobachtet auf einem großen Platz in der Stadt die Begegnung eines sehr, sehr alten Mannes (mindestens 200 Jahre – eine Wiedergeburt Georg V. von Hannover?), der anfangs reglos wie eine Skulptur erscheint und sein Gesicht hinter einem Tuch verbirgt, mit einem jungen Mann, der als Clown verkleidet vom Junggesellenabschied kommt. Alkohol ist beteiligt und Scham. Die rote Clownsnase, vom Wind als Spielball zwischen den beiden und der Erzählerin benutzt, schafft Raum für Assoziationen. Es ist ein leiser Text mit melodischer Sprache. Jemand meinte, Clowns seien als Motiv zu abgenutzt, um noch darüber schreiben zu können, eine andere, dass die Erzählerin verzichtbar sei, ein Dritter empfand gerade im Figurendreieck Spannung. Das Uneindeutige, Unfertige an diesem Text forderte heraus – ganz im Sinne unserer Werkstattbühne.

Auch Matthias Rische gehört schon länger zu unseren Wiederholungstätern. Mit „Der Wandler“ bot er diesmal die feinfühlig erzählte Geschichte eines Jungen, der dem Vergleich mit dem verschwundenen älteren Bruder in den Augen der Mutter nie Stand halten konnte und daran leidet, aber nicht zerbricht. „Wo ist Massimo?“ – Die Frage bestimmt sein Denken und Tun. Mit der Energie des Forschers legt er im Garten ein Rohr frei, das andeutet, was mit dem Bruder passiert sein könnte. Im Rohr findet er die Eier von Schmetterlingen, luftigen Flugwesen als Metapher für eine andere Welt. Er sei ein Träumer, sagt die Mutter, doch er widerspricht: „Ein Wandler, Mutter, ein Wandler.“ Berührend und trotz der schweren Thematik von Hoffnung getragen hat der Text das Publikum überzeugt.

Vor der Pause sprang Leovinus mutig in die Bresche, als niemand freiwillig den Juli-Themenbeauftragten geben wollte. Das erste Thema „Wahrnehmungsillusionen“ lehnte er aus purer Neugier ab und muss sich deshalb nun mit „Wundheilung“ beschäftigen. Wir sind gespannt.

Heiko Heller beehrte uns nach längerer Pause mal wieder mit einem Vortrag, in dem er seine Erfahrungen nach einem anaphylaktischen Schock aufgrund übermäßigen Pfirsichverzehrs verarbeitet. „Der Tod hat eine Pfirsischhaut“, so der Titel. Dem ernsten Anlass trotzend rang er der Situation jede Menge Komik ab. „Ein Ossi, der an Südfrüchten stirbt. Das wäre mir in der DDR nicht passiert.“ Oder: „In Krankenhäusern bekommt man oft Indianernamen. ‚Der lange Schock‘ aus Zimmer 13…“ Oder: „Ich sollte Krankenhausserien schreiben. Am Ende jeder Folge wären bei mir alle tot. Das wäre ein völlig neues Konzept.“ Das Publikum ging voll mit. Jemand regte sogar an, den Text an den Eulenspiegel Verlag zu schicken. Es lebe die pointierte Unterhaltung!

Zuletzt – wie schon so oft – entführte uns Wolfgang Weber mit drei Texten, die er in verschiedenen Ausgaben des Kunstmagazins ‚Innenwelten‘ veröffentlichte, ins Jahr 1969. Genauer gesagt auf eine subventionierte Reise, die er 16jährig mit dem Kreisjugendring nach Berlin unternahm. In 14 Streiflichtern lässt er die Stadt und seine Erinnerungen aufblitzen, die Grenzkontrollen, das Jugendzentrum Marienfelde, das Haus der Kulturen der Welt, das sowjetische Ehrenmal, das ‚Big Eden‘, die Pfaueninsel, das Sechs-Tage-Rennen, den Fernsehturm, aber auch die Mondlandung, die Willy-Brandt-Wahl, den berühmten Africola-Slogan. „Es passierte so viel, dass es für mehrere Jahre gereicht hätte. Ein Kaleidoskop. Ein Kessel Buntes. Und heute? Und ich? Bin wieder in Berlin. Schon seit 30 Jahren“, schließt er. Nicht ganz so wild assoziativ wie sonst war sein Text diesmal eine leisere, persönlichere Zeitreise in historisch bewegte Tage.

Zum frühen Abschluss des Leseabends gegen 22 Uhr stand es bei Union zwar immer noch 0:0, auf dem Lesbühnenspielfeld konnten wir aber durchaus ein paar Tore verbuchen. Danke an alle Autorinnen und Autoren, an das Publikum, an Moderator Leovinus, an Fotograf Michael Wäser und an unsere Gastgeber im Zimmer 16! Bis zum nächsten Mal bei SoNochNie am 24. Juni 2019, wenn Michael Wäser als Themenbeauftragter uns Schockierendes rund um die „ZIGARRETE“ (echt wahr) enthüllt …

Gedichte, Gedichte, Gedichte

Die 118. Lesebühne SoNochNie! am 22.Januar 2018 – die beste Lesebühne des Jahres, wie Leovinus in seinem launigen Einleitungsvortrag feststellte – wurde wie immer eingeläutet vom Themenbeauftragten, in diesem Falle Wolfgang Weber. Thema: „An der Wegkreuzung“. Untertitel „Me & the devil“ oder „Icke und der Deibel“

Das ist das Schöne an Wolfgang, man lernt immer was dazu – letztens über Mödlareuth – obwohl ich das auch beim ZDF hätte lernen können, aber ich höre lieber Wolfgang Weber zu. Diesmal ging es um Robert Johnson. No Robert, no Rock’n Roll. Standing at the crossroads – daher die Verbindung zum Thema.  Robert gehört zum Club der mit siebenundzwanzig Verstorbenen. Es geht das Gerücht, ein eifersüchtiger Ehemann habe ihn vergiftet. Naja, wenn so einem Gitarrenspieler das Herz der eigenen Frau zufliegt … da lebt man halt gefährlich. Herzlichen Dank, Wolfgang. Links das Foto der feierlichen Verleihung der Ehrenurkunde.

Anschließend las Anne K(reativ) – Debütantin auf unserer Lesebühne – einen autobiografischen Text „Das fängt ja schon gut an“. Sie entführte uns in die Platte WBS 70 mit 60 m2, beschrieb die rücksichtslose morgendliche Dynamik der Eltern – es ging schon mit schlechten Energien in die Schule, entsprechend waren die Ergebnisse – eine Katastrophe für die systemtreuen Eltern. Wenn die Noten schlecht ausfielen oder gar ein roter Eintrag das Hausaufgabenheft zierte, ersann das Kind Ablenkungsstrategien – deckte den Abendbrottisch besonders liebevoll. Aber irgendwann kam es doch heraus – das wie auch immer geartete Schlimme und dann gab es des Öfteren Schläge, mit der flachen Hand oder auch dem Gürtel, einem Latschen. Die Mutter stand „singend“ daneben ohne einzugreifen. Das Kind legte sich den Slogan „Schlag zu, aber meine Tränen kriegst du nicht“ zu. Deshalb fällt es ihr heute noch schwer zu weinen. Der Text erfuhr sehr viel Zuspruch wegen des Mutes sich diesem Thema zu nähern. Es gab aber auch den Wunsch, mehr ins Detail, in die konkrete Situation zu gehen und vielleicht eine wirkliche Erzählung daraus zu machen.

Dann las Matthias Rische eine seiner Phantasien. Erst versuchte Kalmus Luna zu retten, aber ein großer Vogel stieß immer wieder auf ihn herunter. Der Vogel fordert: „Gib auf!“, „Niemals!“ – „Sie gehört mir, hat sich verpflichtet für zwei Jahre“ – „Nicht Luna! Nicht meine Tochter!“ Da fährt ein Schwert auf ihn herab – der Kopf wird vom Rumpf getrennt … „Mission failed“ – erst an dieser Stelle erfahren wir, dass wir uns in einem Computerspiel befinden. Der Hauptheld sitzt vor dem Computer, heißt Henrik und ist online auf der Suche nach seiner verschwundenen Tochter Maria, Nickname Luna. Sie hat ihr Handy zurückgelassen als Zeichen, dass es ihr ernst ist. Er streitet sich mit Emma, seiner Frau, die Fotos von Maria in der Nachbarschaft klebt. Sie macht ihm Vorwürfe. Er aber hofft, nachdem er ihren Laptop durchstöbert hat, sie online zu finden, bis er begreifen muss, dass er zu schwach ist – als Spieler, als Ehemann und als Vater. Er sucht Emmas Nähe. „Die Vögel am Himmel ziehen ihre Kreise, mal flügelschlagend, mal gleitend.“ Und dann war die Geschichte zu Ende. In der Diskussion wurde die Sprache gelobt, aber bemängelt, dass es schwer sei, sich in der Geschichte zurechtzufinden. Und wieso gibt es kein Happyend wenigstens dergestalt, dass er sie online findet. Matthias konnte dazu auch nicht viel sagen. Happy End, was ist das und er kommt selber mit dem Computer nicht so gut zurecht, er kennt nur ein paar Jugendliche, die Computer spielen, das muss reichen.

Und dann gab es vor der Pause noch einen Neuling auf unserer Lesebühne, Stefan Franken. Er erfreute uns mit gut durchdachten und gereimten Gedichtminiaturen, und hatte ob der sauber gezirkelten Wortkreise immer wieder die Lacher auf seiner Seite. „Kuckuck“ hieß das erste Stück, das beschrieb, wie des Buchfinken Eier entsorgt werden, um ihm die eigene Brut unterzuschieben. Verzeihung kam daher, dass die Tat instinktbedingt war. Es folgte der „Akt“ – Kunstkenner bezahlt astronomische Preise für Punkte und für Kreise … ein weiteres Gedicht hieß „Freiheit“ – mit dem schönen Reim „Es hat die Pflicht fast absolviert, da schwant dem Pferd, es sei dressiert“. „Pediküre“ beschreibt die Privatinsolvenz einer Tausendfüßlerin. Leovinus sah Heinz Erhardt aufpoppen. Das Publikum saß starr vor Hochachtung – Stefan gab noch bekannt dass er derzeit an einem Krimi arbeitet – in Versform.

Dann war Pause und nach der Pause wurde der neue Themenbeauftragte beauftragt. Es meldeten sich zwei Interessenten und so musste das Los entscheiden, wer im März die Lesebühne eröffnet – und es wird Elmar Grüber sein – mit dem Thema „Liebe, Tod und Teufel“.

Den Reigen nach der Pause eröffnete Diana-Dana Möller mit dem launigen Satz, sie sei der geborene Sohn und die heutige Tochter ihrer Mutter – und seitdem sie Tochter wäre, schreibe sie auch. Sie las ebenfalls eher Lyrik – beginnend mit „Befreit von mächtiger Hand“ – eine kurze Geschichte der Wendezeiten – „Volk und Land an der Mächtigen Gängelband“ bis zum „Ende unhaltbarer Zustände“.  Während dieser Text eher ein historischer Abriss war – in der Diskussion wurde der Text mit Homerschen Gesängen verglichen – beschäftigte sich der zweite mit „Freiheit“, was nach Meinung der Autorin im Endeffekt die Identifikation mit eigenem Tun und Handeln bedeutet. Mir gefiel am besten die „Stimmung“ – Stimme, Stimmklang, Stimmung, Übereinstimmung – für eine Stimmung entscheiden – ja, Gefühle können trügen – Stimme klingt bestimmt – bestimmt meine Stimme mein Sein? – Vibrieren im Inneren – Harmonie – Symphonie ; und zum Abschluss „Vom Nichtstun ausruhen“ frei nach Zille „Wie herrlich ist es nichts zu tun und dann vom Nichtstun auszuruhn“ – und hinterher gut essen gehen.

Der Elmar, der als nächster las, bat mich, das, was ich über seine Gedichte geschrieben habe, aus diesem Beitrag herauszunehmen. So bleibt auch als Foto nur, wie er die Eieruhr umdreht. 

Es folgte als Debütantin unserer Lesebühne Christina Bauer mit Gedichten, die sehr viel besinnlicher waren. Es ging ums Reisen auf Gleisen, die nicht parallel verlaufen und doch alle hier münden, um Süchte, um Begegnungen – sie kam von oben, ich von unten – als wir uns begegneten – Chance vertan – verschwunden, ich nach oben, sie nach unten. Es ging um die Lüge – Ich habe sie schön ausstaffiert, Kleidchen angezogen, Parfüm gekauft, eins für die Nacht, eins für den Tag – und schlussendlich um die Wahrheit – was ich seh und was ich nicht zeig: ich bin die Vollkommenheit. In der Diskussion wurde gesagt, dass es zu komplex sei, um es nur vom Hören zu erfassen. Ich kann das nur bestätigen: mir fällt es schwer, weiteres darüber zu schreiben. Die Künstlerin sagte dazu: Sie könne gut lange Texte schreiben, aber da steht dann auch nichts drin.

Den Abend beschloss Erik Ahrens mit … Gedichten (nicht gereimt) „Charakteristik einer Gegend“ – da ging es um Beobachtungen aus einschlägigen Berliner Stadtbezirken (kann mittlerweile überall sein) „Kinder proklamieren: Nehmen ist besser als Geben – Eltern widersprechen nicht“ – „Im Supermarkt Lache Buttermilch – Keiner will es gewesen sein, aber amüsieren, wenn jemand Chianti falsch ausspricht“ – „Ach, das war hier mal anders – kann sich keiner dran erinnern“. Dann „Produktbeschreibung“ – „Der Stoff aus dem die Träume sind … in Bangladesch von kleinen Kinderhänden produziert …. Passt nicht zu deinem Profil … ist ein Schmetterlingsflügel, berührst du ihn, zerfällt er zu Staub“ – und schlussendlich: „Kein Einzelfall: Schnappschuss von Katastrophe … Männer im Feinripp weg vom Fernseher auf den Balkon – getuschelt, gegafft und Bier vom Späti mitgebracht“ – da reimte sich doch mal was – „Erst als der Rettungswagen davonrast – endlich mal wieder was passiert“. Der Erik war schon immer so wütend, verkündete seine Mutter von der Bar, wo alle brav ihr Bargeld hintrugen, hoffe ich.

Das war die gedichtlastige 118. Lesebühne. Mir hat sie ausnehmend gut gefallen. Und sie war gut besucht. Die 119. folgt im Februar – bis dahin – nie die Tinte trockenwerden lassen.

ein großer Haufen kleiner Dinge

Die 86. Lesebühne also…
begann mit einem launigen Einstieg unseres Co-Moderators NorbertS0039195, der uns an diesem Tage, Lichtjahre nach den Anfängen, Einblick gewährte in die Entstehung seines Künstlernamens, … Leovinus nämlich, was daran gelegen haben mag, dass Handtuchtag war und er in seinem Gürtel ein … ja … Geschirrhandtuch trug, wenn mich nicht alles täuschte. Hat was mit Douglas Adams‘ „Starship Titanic“ zu tun. Nicht das Handtuch, aber der Künstlername.
„Arrrgh, you’re choking me!“, screamed Scraliontis.
„I know, that’s what I’m trying to do!“ Leovinus tried to put some conviction into his voice, but he was finding it extremely difficult to make his fingers actually constrict the accountants scrawny neck. I suppose you could say that _MG_9920Leovinus just did not have the killer instinct.“
So. Nun. Da verstehe ich das endlich. Ist ja auch was Liebenswertes, so ein Moderator ohne Killerinstinkt.

Aber um den Moderator ging es zwar mehr als sonst, aber nicht in erster Linie. In erster Linie ging es um die Autoren. Und was war das wieder für eine Parade, angeführt von unserem … oh Gott mir sträubt sich die Feder, in Verbindung mit AngelaS0059206-001 das Wort Urgestein zu benutzen, aber hier ist es: angeführt vom Gründungsmitglied der offenen Lesebühne SoNochNie! Angela mit einem Text, der den Titel trug: „Vergleichsweise“. Es ging um Holländerräder und Amsterdam und während ich beim Holländerrad noch den Eindruck hatte, sie findet Berlin doch schöner, haben es die Märkte und das Spielzeug und manches andere doch zugunsten Amsterdams herausgerissen. Ich denke ja immer, das ist die Sucht des Deutschen im Allgemeinen und des Berliners im Besonderen, alles da draußen schöner zu finden als zuhause, aber wahrscheinlich wird sie das nicht so gemeint haben. Amsterdam war eben einfach diese Reise wert. Schade nur, dass es von der Klimakatastrophe hinweggespült werden wird, also: schnell noch mal hinfahren. Riecht dort wohl auch überall nach frischem und gerauchtem Grün.
In der Diskussion gefiel mir am besten der Satz: „… ob du das bewusst gemacht hast oder ob das absichtlich war …“

Als nächstes kündigte Leovinus den Michael KussS0119250 an, der eine 25 Jahre alte Kurzgeschichte darüber las, wie er einst auf der Buchmesse Ephraim Kishon nicht erkannt hat und ihn auch für einen verzweifelten Autor auf der Suche nach etwas Zeit mit seinem Agenten verwechselte. Er hatte der Geschichte den Titel „Kleine oder große Fische oder Humor ist wenn man lachen kann“ gegeben. Denn obwohl er Kishon nicht erkannt hat, fiel ihm doch auf, dass der große Humorist, dem man wegen Ablebens ja nichts Schlechtes nachsagen soll, wenig Humor hatte, als er fünf Minuten warten musste, ein Star eben, der wir ja alle noch werden wollen.

Dann las unser Österreicher StefanS0179299 ein Gedicht und einen Text. Aus seinen Texten kann man immer wieder schöne griffige Weisheiten oder schöne Bilder zitieren, was ich hier tun will. Das Gedicht hieß „Als ich mein Leben beenden wollte“ und beschäftigte sich mit einem „großen Haufen kleiner Dinge von vorgetäuschter Wichtigkeit“, die das literarische Ich in einer Badewanne verbrannte. Man nimmt sich sein Aktenleben, um sich das Leben zurückzuerobern.
Die Geschichte handelte davon, wie „er“ verhaltensauffällig wurde. Es ging um eine Elefantenseele und am schönsten fand ich den Satz: Beim Arzt ergab sich, „…dass ich ganz normal funktionierte, sehr zur Sorge meiner Eltern, die sich fragten, ob sie etwas falsch gemacht hatten.“

Dann gab es eine Premiere, Peter Hafenstein_MG_9933 wurde von Leovinus angekündigt, der korrigierend eingriff: Ritter Hafenstein müsse es richtig heißen. Er las aus einem Versepos über die Nebelkönigin, „Die Hochzeit“ und „Drei Riesen“ und ich persönlich fand es sehr bemüht und mit Gewalt in Reime gepresst. Aber als ich ihn fragte, warum das so sei, setzte der Ritter zu einem überzeugenden Vortrag über die deutsche Mythologie an, die „gothic“ sei; er erwähnte die Kinderschreckfiguren wie den schwarzen Mann, den Bibabutzemann und andere. Clemens (sh. weiter unten) zitierte aus dem Werbetext für die Lesebühne und fand, der Ritter sei dem Anspruch der Lesebühne am nächsten gekommen, wo doch Prosaautoren meist eh nur über die eigene Psyche schrieben. Der Ritter betreibt einen blog, wer sich dafür interessiert … „märchenvommorgen“ …
Stefan (sh. weiter oben) griff meinen Einwand von den bemühten Reimen auf und ging auf das Kunstmittel des bad writing ein, also etwas bewusst schlecht zu machen, weil das (wie im vorliegenden Fall) vor hunderten Jahren so üblich gewesen sei. Man müsse im Text selber einen Hinweis darauf unterbringen, dass es sich um einen solchen Fall handele, sonst könne der Leser nichts damit anfangen … ein bedenkenswerter Einwand wie ich finde.

Danach war ich, Frank Georg Schlosser_MG_9935, dran und ich las aus dem Beginn des zweiten Kapitels meines im Entstehen begriffenen Romans. Wie fast immer fühlte ich mich in allen Kommentaren und Bemerkungen sehr aufgehoben und gestützt und möchte mich dafür bei allen Lesenden und Gästen bedanken. Diese Lesebühne ist ein Kleinod.

Dann war Pause und nach der Pause übernahm StefanS0289381 wieder das Ruder. Er kündigte den Themenbeauftragten an, den Max Ludwig, der sich auch langsam zu einem Stammlesenden entwickelt. Vorher wurde jedoch der Themenbeauftragte für Juli gewählt. Bereit erklärte sich erneut Max, was uns alle sehr freute. Er lehnte das erste Thema – auch weil der Vorschlag von ihm selber kam – ab, nämlich „Interessenkonflikt und Heimat“ und musste dann das zweite geloste Thema nehmen: „Yeah!“ – das sollte dann wohl ein begeisternder Text werden, der da im Juli die 88. Lesebühne eröffnen wird.
Die sonst in der Lostrommel befindlichen Themenvorschläge waren: „Licht und Schatten“, „Hustenreiz“, „Umsteigen“, „Menschen leben auf dem Mars“, „Schraube locker“, „Im Zweifel für den Teufel“, „James Bond“, „Bildende Kunst“, „Weltuntergang“ und „Juli-ANE“.
Also … liebe Autoren und Autorinnen … nach dem Maupassantschen Motto, das man über jeden Bindfaden eine Geschichte schreiben können müsse, frisch auf, eins ausgewählt und was draus gezaubert!

Das Thema der 86. Lesebühne war „wohlproportioniertes Grün“ und MaxS0299387 las dazu über die Strahlemanns mit seiner wunderbaren Dreißiger-Jahre-Stimme Sätze wie
„Im Städtebau muss man Visionen haben…“ oder „bedankte sich höflich wie jemand, der das was er bekommen hat, nicht braucht.“ oder „…fragte ihn nach seinem Lieblingsgebäude. Er nannte den Schuppen in seinem Garten.“
In der Diskussion kam die Frage auf, was das Thema gewesen sei. Clemens sagte, er als nicht so Plotfixierter fand, dass dies der schönste Text des Abends sei. Stefan als Plotfixierter wollte schon wissen, was das Thema wäre. Micha machte den Vorschlag: Orientierungslosigkeit und Angela meinte: vielleicht Fassade – bin ich auch nur Fassade? Wir sind da zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen.

Der zweite nach der Pause war Wolfgang WeberS0339415 … er schrieb über Spezialisten, mit dieser Konnotation: Na du bist mir vielleicht ein Spezialist. In seinen gehetzt wirkenden Satzfetzen, die auch noch schnell und etwas abgehackt vorgetragen sind, scheint immer sehr klar auf wovon er erzählen will. Seine Stichpunkte, die er dem Leser geradezu hinwirft wie Helge Schneider dem Publikum Konfetti am Silvesterabend, so beiläufig, treiben in schnellem Tempo Bilder, Szenen an mir vorbei, Fußgänger, die sobald die Ampel rot wird, umkehren, damit sie nicht von nervösen Autofahreren des bei Rot über die Kreuzung Gehens beschuldigt werden – und schon jetzt habe ich viel zu viele Worte gemacht.
Wolfgang tritt am kommenden Montag (1. Juni) zur Offenen Bühne mit der „Philosophie des Radlers“ auf – wer ihn kennenlernen oder nochmal erleben will …

Eine Nicht-Premiere war der Auftritt Wolfgang EndersS0369440 – Nachfrage zur Kosmologie des Geldes in der Scheibenwelt der Banker – Tierischer Strip – Elefant entkleidet Seidenraupe – Tag der Befreiung – Geist ist geil.
Sein Name sei B. Liebig. Toleranz ohne Grenze für gepiercte Schwänze.
Max fragte warum er so vulgär sein müsse. Wolfgang meinte, vulgär sei das vielleicht in den Sechzigern gewesen – er trete an gegen das anything goes der modernen Welt. Gegen diese haltungslose Toleranz.

Und dann hatte der Protokollant einen Aussetzer, das gebe ich unumwunden zu. Der mag der späten Stunde, dem anstrengenden Wochenende oder dem Weingenuss geschuldet gewesen sein, aber sicher nicht dem Text des nächsten Lesenden Jörn GerstenbergS0419486, der Fetzen aus einem Schauerroman „Von Geisterhand“ zum Besten gab. Karl Maar ist der Protagonist und es geht um die Jagd nach den Geistern toter Nazis zu DDR-Zeiten, die gegen Devisen (natürlich) durchgeführt wird. Er startet am 20. Juni 1985, dann gibt es 1980 wieder eine Handlung, bei der Kadaver nach Leipzig ins Institut für Strahlenforschung geschickt werden. Ich habe nicht alles verstanden, vielleicht war es auch eine Abwehrreaktion, weil ich schließlich auch eine Geistergeschichte schreibe. Aber vielleicht liest der Jörn ja auch nochmal einen anderen Schnipsel.

Zum Abschluss las der ClemensS0429488 mit einer kleinen Vorrede – er sei eben ein bierernster Mensch – Junge klebten einfach mehr an sich selbst und so werde er doch nur eine weitere Episode aus Georgs (seines alter ego?) Leben lesen.
Die Geschichte hieß dann „Thesa“ und er mochte ihren Gesichtsausdruck nicht wenn sie miteinander schliefen. „Die Chemie stimmt dann eben nicht, hörte er sich selber denken.“
Schön fand ich auch: „… als lagerten die Gefühle auf den Dingen, aber man konnte doch nicht alles wegwerfen, oder doch?“
An dieser Stelle schloss sich für mich, der ich eben umgezogen bin, doch der Abendkreis, denn das Thema, dass es eine Menge Schei … gibt, den man nur sieht und anfasst, wenn man umzieht und der doch tagtäglich um einen herumliegt, beschäftigte mich in den letzten Monaten auch sehr – ein großer Haufen Sch… kleiner Dinge von vorgetäuschter Wichtigkeit.

Damit war die 86. Lesebühne vorbei – ein wunderbarer Abend … und neben des Wetteiferns der Moderatoren gibt es auch eines der Fotografen – die Bilder stammen von Michael Wäser und aus weiterer Ferne von Stefan Greitzke und ich bin Euer Euch immer wieder sehr verbundener fgs

84. Lesebühne 23.3.2015

Was für eine Lesebühne! Erstens war es vergleichsweise voll. Und zweitens haben elf Autoren gelesen. Und die meisten im Publikum haben bis zum Schluss durchgehalten und waren lebhaft bei den Diskussionen dabei.
Dabei begann der Abend mit einem Novum. Der Themenbeauftragte hatte die Waffen gestreckt. Aber wie es so ist, hatte das jemand anderes im Blut und genau zu dem Thema selbst etwas geschrieben, doch dazu später mehr.

DSCF8961

Orange melliert? Ich trag nur rot.

S0028975

Zettel untern Scheibenwischer? Vergesst es. Wahrscheinlich müsste man die Luft aus den Reifen lassen. 😉

Leovinus, der, ein bisschen auch zur Buße, souverän durch den Abend führte, schickte den weit angereisten Michael Kuss ins Rennen. Flirtversuch mit Traumfrau oder die Sache mit dem Dopamin und der Einbildungskraft. Im Grunde erklärte er uns, dass es besser ist, nicht zuviel in das Lächeln einer Frau hineinzuinterpretieren. Andererseits beruht auf dieser Überinterpretation ja der Fortbestand der Menschheit. Und es ging, da der Micha schon ein paar Jahre hinter sich hat, auch ums Thema Flirten im Alter. Aus dem Publikum kam von einer jüngeren Frau die Mitteilung, das sie am schamlosesten von deutlich älteren Männern angeflirtet werde. Das wäre ja dann ein Freibrief, befand der Micha noch, bevor er die Bühne räumte für

S0078989

Orange meliert ist nicht lustig. Nicht in der Gerichtsmedizin.

Ulrike, noch weiter angereist, die sich des Themas des Abends „orange meliert“ angenommen hatte. Das Beeindruckende an Ulrikes Texten ist, dass ich mir in Fetzen immer selbst zu begegnen glaube. Dabei will ich das im vorliegenden Fall nicht hoffen. Dem Leben im Nichts begegnen … mit deinem Ende soviele andere gesetzt … konntest nicht still in einer Ecke sterben … hast dich aus der Welt gespritzt, egoistisch, selbstverliebt und kriminell. Manipulierte Gasleitung, … den der klingelt zum Mörder gemacht. Dann die Kastanien, die sie einst mit diesen Resten von einem Zellhaufen gesammelt hatte, übrig geblieben ist etwas orange Meliertes, das einst ein Mensch gewesen ist.
Interessant war auch die Diskussion zum Text, die sehr kritisch war – kann ein Schriftsteller in den Text fliehen?
Der Text sei selbst wie eine Kastanie gewesen – Du bist in die Sprache geflohen, wenn du mich hättest packen können. Aber ist es nicht das was ein Schriftsteller tut und darf und muss? Muss alles eine Haltung sein? Reicht es nicht manchmal, den eigenen Schmerz und die Wut in Worte zu fassen. Prosa wie ein Gedicht.

DSCF9002

Michail Kalaschnikow wusste worum es geht.

Es folgte das nächste Experiment. Michael Wäser mit einem Text unter dem Titel Zyklus. AK 47, Kürzel. RAF über Osama bis Charlie Hebdo. Versuch der Dekodierung oder Entzifferung eines Gegenstandes: Sprengkraft, Impuls – wie brennt Schwarzpulver? Die Waffe ist um den Explosionspunkt herum gebaut. Exotherme Reaktion – Sauerstoff dafür in der Patrone – so könnte man sie auch unter Wasser abfeuern. Energie zur Verrichtung von Arbeit, Schlagbolzen, Abzugsfeder, Patronenkammer, aber auch … Dreck und Sand und Blut werden dahin befördert, wo sie die Arbeit der Maschine nicht stören. Kalaschnikow hat verstanden worum es geht. Kann man eine legendäre Waffe literarisch beschreiben? Man kann. Auch wenn die Diskussion dazu den Sinn einer solchen Übung in Frage stellte.

Unser Moderator führte uns (wenn ihr noch nicht erschossen seid … ;-)) zur nächsten Autorin, Angela, die uns eine Geschichte über das Schicksal las. Drei Frauen, drei Generationen, die Großmutter, die Mutter Ewa und die Tochter Anna sinnieren über Alfons, der zu seiner Beerdigung das ganze Dorf verdient hätte. Hat der Pfarrer schön geredet? Ein Jammer, so ein Mann in den besten Jahren. Aber Ewa, die Frau des Verstorbenen fand, es sei eine Erlösung gewesen. Pflege über Jahre. Schicksal annehmen. Es stach ihr in den letzten Winkel des Herzens der noch etwas spürte. Und sie denkt an all die verlorenen Träume. Und noch einmal greift sie die Versuchung an zu gehen. Eine sehr stimmungsvolle Geschichte um Träume und Realitäten. Die Kritiker fanden das auch, nichts Konstruiertes, sehr angenehm.

Anschließend las Wolfgang rhythmische Prosa über Dresdner Orte. Metallene Stützen und Streben, bestimmt für Raucher bestimmte metallene Körbe usw. Dann die Dresdner Heide, Infineon hat dort die Dresdner Mauer gebaut – auf einem Parkplatz vor einem Tanzsaal keine fünf Autos – wann beginnt die Tanzsaison – da wo früher eine Napolaschule war … grün überwuchert … Deckel wofür, ich weiß es nicht.
Es waren ein wenig gehetzte Impressionen, aus dem Publikum kam der Begriff elliptische Schreibweise.

S0029015

Die Schamanin sah Horst schlafen und dachte sich, den muss sie zurück trommeln.

Petra las eine Geschichte von Horst, der auf einer schamanischen Reise sein Krafttier finden soll und enttäuscht ist, dass ihm nur ein Spatz begegnet. Schließlich freundet er sich mit der Vorstellung an, aber der Spatz will auch nicht sein Krafttier sein. Das wäre ihm zu anstrengend, so viel Verantwortung. Ein interessanter Versuch, ein literarisch sperriges Thema in den Griff zu kriegen. Und in der Diskussion die Frage, was ein Krafttier eigentlich ist.

Anschließend wurde der Themenbeauftragte bestimmt und Max erklärte sich bereit, im Mai zum Thema „wohl proportioniertes Grün“ etwas zu schreiben, nachdem er „vor der Anzeigetafel“ nicht genommen hatte.

S0039023

Er rüttelte an der Tür, was sinnlos war, da ein Schloss davor hing.

Danach durfte ich (fgs) lesen, mein Exposé zum Romanprojekt „RKM„. Es ist ein Kreuz mit der Dramaturgie, aber ich bin sehr dankbar für all die Hinweise auf nicht beantwortete zentrale Fragen, auf die Gefahr eines verernsthafteten Kleinhickhacks. Immer wieder die Frage, warum schreibe ich das! Ja warum – im Grunde weil ich mir selber ein paar Fragen beantworten will. Warum und wann stößt so ein Körper und seine Zellen eine Todesangst aus, die einen so klein mit Hut macht. Und ich glaube die Antwort zu wissen. Aber kann ich sie formulieren? Demnächst hoffentlich mehr.

S0079037

Innerlich ausdrucksvoll gelesen

Max, der eben zum Themenbeauftragten Mai erwählte, las dann eine Geschichte von einem, der die Wohnung beiläufig verlässt, bevor er das zu erwartende Kratzen ihres Schlüssels hört, um nicht nichts sagen zu können (was er getan hat am Tage). Huhu, ich bin geheimnisvoll, ruft er ihr zu. Es passiert nicht viel, bis er sagt: so, genug erlebt für heute. Sind sie hinaus oder hinein gegangen? So genau habe ich nicht darauf geachtet. An sich die Beschreibung ungefilterter Langeweils, trotzdem empfand es das Publikum als Abenteuer in der Vorstadt.

S0109054

Ringe aus Brotteig zeigen uns den Weg

Ute erfreute uns zu schon fortgeschrittener Stunde mit einem albanischen an Frau Holle erinnerndes Märchen über die böse (Stief)mutter und Maropepelascho (gut – also so eine Art Aschenputtel) und Marometano (schlecht). Die Gute ist immer gut, auch wenn es schwer fällt; bringt sogar die richtigen Lügen an den richtigen Stellen über den Inhalt geheimnisvoller Truhen und wird dafür mit Gold und Kleidern und Geschenken überhäuft (auch weil sie clever im Täuschen des Wolfes agiert). Die Böse wird, weil sie gierig ist und sich für Täuschung nicht die Zeit nehmen will, vom Wolf gefressen. Maropepelascho wird daraufhin doch noch von der Stiefmutter geliebt und dann hatte Ute einen Schluss, der an wennsienichtgestorbensindlebensienochheute erinnert, aber anders war; wie, habe ich vergessen.

S0119060

Rüdnitz – kann auch Heimatgefühle wecken

Die Stunde rückte gegen Mitternacht, da las Andrea (deren wunderschöne Blume im Haar man auf dem Foto gar nicht sieht) etwas über die Sommerfrische in Rüdnitz bei Bernau, aufgerissene Nachkriegsruinen, in denen die Menschen lebten als wären sie ein Theaterstück, den Besuch des zwölfjährigen Micha bei der Oma im brandenburgischen, Hutbänder mit Namen von Kriegsschiffen darauf, Zündplätzchen aus Kaiserzeiten, die man auf die Straßenbahnschienen legte und den Kinomann in Rüdnitz, der mit seinen schweren Rollen in den Gemeindesaal die Welt brachte. Geschirr im Spülstein. Alljährliche Fahrt nach Bernau – mit der Dampflok – Besuch im Spielwarenladen … und dann ein Tag im August, als die Ferien bei der Oma abrupt unterbrochen wurden, die Kinder zurück in den Wedding mussten. Und Micha hat seine Oma nie wiedergesehen.
Es war ein wunderschönes Zeitgemälde. Mit einem traurigen Ende. Aber die Mauer stand nicht vierzig Jahre, wie sie sagte im Nachgang in der Diskussion. Es waren „nur“ achtundzwanzig. Ein Drittel Leben.

S0149078

Ich hatte einen Bruder, der stand einfach auf und ging. Dafür bewunderte ich ihn.

Marathon, Marathon, so viele Lesende hatten wir noch nie … zum Abschluss ein Gast aus Österreich, der auch zum Berliner geworden ist, der Stefan erzählte von der Schwierigkeit zu lügen. Wie soll man lügen, so eine zentrale Frage, wenn man die Wahrheit nicht kennt? Also muss man, um lügen zu können, erst mal die Wahrheit herausfinden. Und wer viel weiß, muss also auch viel lügen.
Der Text war kurz, pointiert. Ich musste ein wenig an Enzensberger denken.
Sein zweiter Text zwischen Aphorismus und Essay hieß: Gestern hatte ich etwas zu sagen. Sie nahmen mir das Megaphon weg und nannten es Dikatur. Später, als die Diktatur weg war, teilten sie sie wieder aus, so dass niemand mehr etwas verstand, das nennen wir Meinungsfreiheit. Neid auf Menschen, die zu wissen glauben, wer ihr Gegner ist.
Und er sagte immer „wir“ nicht, um jeden im Publikum zu seinem Komplizen zu machen, sondern um sich selbst einzuschließen und nicht immer von denen da zu reden, mit denen er nichts zu tun hat.

Das war sehr erfrischend zum Ende. Es war nach Mitternacht und alle wankten wir dankbar und glücklich durchgehalten zu haben, ins Bett. Und auch ich beschließe diesen ausführlichen Bericht in der Hoffnung, eine kleine Erinnerungsstütze geliefert und nicht zu sehr ermüdet zu haben.

fgs

Wechselwirkungen. SNN zu Gast

Niemand weiß am Morgen, wie ein Tag enden wird. Einer gewinnt im Lotto, ein anderer findet die große Liebe, der Dritte den Tod. Was für den einen das große Glück bedeutet, beschwört für den Nächsten den Untergang herauf.
Die Geschichten dieses Abends verbindet eines: Sie entstanden für die Pankower Lesebühne „So noch nie“, die seit fünf Jahren im Zimmer 16 zu Hause ist. Sie berichten von den unterschiedlichsten Wechselwirkungen, die das Leben für jeden von uns bereit hält. Hochkomisch, tief philosophisch, erschreckend oder berührend – jedes Mitglied der Lesebühne serviert bei der traditionellen Dezemberlesung seinen eigenen Stil.
Lauschen Sie Michael Wäser und seinen KollegInnen Ulrike Warmuth, Angela Bernhardt, Leovinus und Frank Georg Schlosser, wenn sie mit kurzen Geschichten Wechselwirkungen beleuchten, die die Zuhörer so noch nie betrachtet haben.
Lassen Sie sich von den Improvisationen überraschen, die Annette Wizisla sich auf dem E-Piano im Anschluss zu jedem Text einfallen lässt.
Der Eintritt ist frei.

Donnerstag, 11.Dez. 2014, 19.30 Uhr
Janusz-Korczak-Bibliothek Pankow
Berliner Str. 120/121, 13187 Berlin-Pankow

(Text von: Leovinus)

SoNochNie bei „Moabit liest“: „Was der Stadt auf den Nägeln brennt“

big_31008594_0_280-396Gentrifizierung und Nachbarschafts-Krise/-Renaissance hören sich nicht unbedingt nach umwerfenden literarischen Themen an, aber das ist ein Trugschluss. Die Pankower Lesebühne „SoNochNie“ beleuchtet unser urbanes Zusammenleben von mehreren spannenden und unterhaltsamen Seiten.

Angela Bernhardt, Leovinus, Frank Georg Schlosser und Michael Wäser werden sich im Rahmen des großen, literarischen FestivalsMoabit liest mit eigenen Texten und Geschichten zu Wort melden. Wir sagen noch nichts Genaues zu den Texten, aber es wird auf jeden Fall vielfältig und überraschend. Für alle Lesungen des Festivals, natürlich auch unsere, gilt: EINTRITT FREI!

Also Termin blocken, Pferde satteln und auf nach Moabit:

Donnerstag, 14.11. um 20 Uhr im B-Laden, Lehrter Straße 27–30, 10557 Berlin.

… und am Donnerstag schien die Sonne wieder!

Wenngleich nicht so prall gefüllt im Publikum wie der Erotik-Abend, war unserer Lesung im Zimmer 16 am 6. September 2012 anlässlich der Woche der Sprache und des Lesens doch eine ganz besondere Stimmung eigen. Die teilweise taufrischen Kurzgeschichten von Ulrike Warmuth, Angela Bernhardt, Michael Wäser, Leovinus und Frank Georg Schlosser unter dem Motto “Und morgen scheint die Sonne wieder!” hat Eva Päplow-Ako mit großem Feingefühl auf dem Horn weitergesponnen. Besten Dank dafür!

Bei der nächsten Außerderreihe-Lesung bringen wir es vielleicht sogar auf ein Piano-Horn-Duett. Das wäre klasse!