Sechs Streiche Lesen

Georg V., letzter König von Hannover, wäre an diesem 27. Mai 2019 ganze 200 Jahre alt geworden, verriet uns Moderator Leovinus eingangs launig. Diesem bedeutenden Anlass nicht ganz entsprechend ging‘s mit ‚nur‘ sechs Lesenden auf unserer 133sten SoNochNie-Bühne eher übersichtlich zu. Ob das Relegationsspiel von Union Berlin gegen den VfB Stuttgart mit folgendem Union-Aufstieg in die erste Bundesliga daran irgendwie beteiligt war, bleibt allerdings reine Spekulation. An Spannung hat es an diesem Abend im Zimmer 16 dennoch selten gefehlt.

Unsere Themenbeauftragte Ulrike Günther schaffte es trotz gegenteiliger Ankündigung pünktlich zu 19.30 Uhr auf die Bühne und fing uns mit ihrem vom Handy gelesenen bild- und metaphernreichen Text zum Thema „Sieben Streiche Leben“ mühelos ein. Ihr Protagonist Moritz bekommt in einem Berliner Straßencafé die Aufsicht über ein Paket übertragen, das, wie sich herausstellt, an ihn adressiert ist und ihm – nach Kündigung im Büro – mit (zu engen) blauen Schuhen den Weg in eine lichtvolle südfranzösische Zukunft weist. Der Text ist in sieben Tageskapitel unterteilt, jeweils gekrönt von einer Überschrift aus der gut durchgemixten Sprücheküche. Von „Müßiggang ist so alt wie die Zeitung von gestern“ bis „Das blaue Wunder pfeift von den Dächern“ – alles dabei. Die Sprache kam gut an, die Spannung stieg von Tag zu Tag. Verdientermaßen gab‘s dafür die Ehrenurkunde. Danke, Ulrike!

Richard Hebstreit, unser zweiter Lesender, hatte gleich seinen Lektor und den Protagonisten seines „Ludendorf“-Textes aus der Sammlung „Berlin – Komische Geschichten“ mitgebracht und zeichnete die Lesung wohl auch auf. Der Ich-Erzähler bewirbt sich wie der titelgebende Ludendorf um einen ABM-Job als Hilfstarif- bzw. Hilfsexistenzgründungsberater. Beide werden eingestellt und erleben Anekdotisches mit den übrigen 40 Mitarbeitern. Gegen Ende wird der Erzähler von einem Klienten namens Hassan, von dem er finanzielles Unheil abwenden soll, zur Hochzeit eingeladen, woraus wohl nichts werden wird, wie Ludendorf unkt. Das Feedback aus dem Publikum war eher kritisch. Der rote Spannungsfaden wurde in dieser episodischen Reihung mehrheitlich vermisst.

Als Stammleserin stellte nun Petra Lohan ihren neuen Text „Ohne Gesicht“ vor. Die schreibwillige Ich-Erzählerin beobachtet auf einem großen Platz in der Stadt die Begegnung eines sehr, sehr alten Mannes (mindestens 200 Jahre – eine Wiedergeburt Georg V. von Hannover?), der anfangs reglos wie eine Skulptur erscheint und sein Gesicht hinter einem Tuch verbirgt, mit einem jungen Mann, der als Clown verkleidet vom Junggesellenabschied kommt. Alkohol ist beteiligt und Scham. Die rote Clownsnase, vom Wind als Spielball zwischen den beiden und der Erzählerin benutzt, schafft Raum für Assoziationen. Es ist ein leiser Text mit melodischer Sprache. Jemand meinte, Clowns seien als Motiv zu abgenutzt, um noch darüber schreiben zu können, eine andere, dass die Erzählerin verzichtbar sei, ein Dritter empfand gerade im Figurendreieck Spannung. Das Uneindeutige, Unfertige an diesem Text forderte heraus – ganz im Sinne unserer Werkstattbühne.

Auch Matthias Rische gehört schon länger zu unseren Wiederholungstätern. Mit „Der Wandler“ bot er diesmal die feinfühlig erzählte Geschichte eines Jungen, der dem Vergleich mit dem verschwundenen älteren Bruder in den Augen der Mutter nie Stand halten konnte und daran leidet, aber nicht zerbricht. „Wo ist Massimo?“ – Die Frage bestimmt sein Denken und Tun. Mit der Energie des Forschers legt er im Garten ein Rohr frei, das andeutet, was mit dem Bruder passiert sein könnte. Im Rohr findet er die Eier von Schmetterlingen, luftigen Flugwesen als Metapher für eine andere Welt. Er sei ein Träumer, sagt die Mutter, doch er widerspricht: „Ein Wandler, Mutter, ein Wandler.“ Berührend und trotz der schweren Thematik von Hoffnung getragen hat der Text das Publikum überzeugt.

Vor der Pause sprang Leovinus mutig in die Bresche, als niemand freiwillig den Juli-Themenbeauftragten geben wollte. Das erste Thema „Wahrnehmungsillusionen“ lehnte er aus purer Neugier ab und muss sich deshalb nun mit „Wundheilung“ beschäftigen. Wir sind gespannt.

Heiko Heller beehrte uns nach längerer Pause mal wieder mit einem Vortrag, in dem er seine Erfahrungen nach einem anaphylaktischen Schock aufgrund übermäßigen Pfirsichverzehrs verarbeitet. „Der Tod hat eine Pfirsischhaut“, so der Titel. Dem ernsten Anlass trotzend rang er der Situation jede Menge Komik ab. „Ein Ossi, der an Südfrüchten stirbt. Das wäre mir in der DDR nicht passiert.“ Oder: „In Krankenhäusern bekommt man oft Indianernamen. ‚Der lange Schock‘ aus Zimmer 13…“ Oder: „Ich sollte Krankenhausserien schreiben. Am Ende jeder Folge wären bei mir alle tot. Das wäre ein völlig neues Konzept.“ Das Publikum ging voll mit. Jemand regte sogar an, den Text an den Eulenspiegel Verlag zu schicken. Es lebe die pointierte Unterhaltung!

Zuletzt – wie schon so oft – entführte uns Wolfgang Weber mit drei Texten, die er in verschiedenen Ausgaben des Kunstmagazins ‚Innenwelten‘ veröffentlichte, ins Jahr 1969. Genauer gesagt auf eine subventionierte Reise, die er 16jährig mit dem Kreisjugendring nach Berlin unternahm. In 14 Streiflichtern lässt er die Stadt und seine Erinnerungen aufblitzen, die Grenzkontrollen, das Jugendzentrum Marienfelde, das Haus der Kulturen der Welt, das sowjetische Ehrenmal, das ‚Big Eden‘, die Pfaueninsel, das Sechs-Tage-Rennen, den Fernsehturm, aber auch die Mondlandung, die Willy-Brandt-Wahl, den berühmten Africola-Slogan. „Es passierte so viel, dass es für mehrere Jahre gereicht hätte. Ein Kaleidoskop. Ein Kessel Buntes. Und heute? Und ich? Bin wieder in Berlin. Schon seit 30 Jahren“, schließt er. Nicht ganz so wild assoziativ wie sonst war sein Text diesmal eine leisere, persönlichere Zeitreise in historisch bewegte Tage.

Zum frühen Abschluss des Leseabends gegen 22 Uhr stand es bei Union zwar immer noch 0:0, auf dem Lesbühnenspielfeld konnten wir aber durchaus ein paar Tore verbuchen. Danke an alle Autorinnen und Autoren, an das Publikum, an Moderator Leovinus, an Fotograf Michael Wäser und an unsere Gastgeber im Zimmer 16! Bis zum nächsten Mal bei SoNochNie am 24. Juni 2019, wenn Michael Wäser als Themenbeauftragter uns Schockierendes rund um die „ZIGARRETE“ (echt wahr) enthüllt …

#99: SO voll wars NOCH NIE!

Gut sieben Jahre und genau 99 Mal gibt es nun die Lesebühne SoNochNie im Zimmer 16 Pankow. Sie ahnen es, der Titel und die ungewonhnten Fotomotive (nicht ausschließlich lesende Menschen!) lassen keinen anderen Schluss zu – die Jubiläumslesung sprengte alles bisher Dagewesene.

Kein einziger neuer Text (doch, ein klitzekleiner), kein Sonderthema, keine offene Bühne und dazu noch Fußball-EM (Island!), doch das Zimmer 16 platzte buchstäblich aus allen Nähten. Zeitweise mussten Besucher sogar auf dem Boden Platz nehmen, weil alle Stühle besetzt waren. So etwas hatten selbst die ältesten Lesebühnen-Haudegen im Zimmer 16 noch nie erlebt. Vielleicht lag es ja an den Schnittchen und dem Begrüßungssekt, an der angekündigten Bücher-Verlosung und der musikalischen Überraschung, dass die Luft zum Atmen zeitweise knapp wurde? Und ja, vielleicht auch an der Treue und Beharrlichkeit der Lesebühne selbst – Treue zu ihren Grundsätzen, Beharrlichkeit, seit Jahren wirklich jeden 4. Montag ein besonderer Literaturort zu sein und auch der Offenheit, immer wieder neue Ideen zu realisieren – vor allem natürlich, außer an diesem Abend, neue Texte und AutorInnen vorzustellen. Der beeindruckende Andrang der Zuschauer gab uns wohl die einfachste und überzeugendste Erklärung: ALLES ZUSAMMEN.

Was passierte bei der 99.?

Das erleben wir nicht oft bei SoNochNie, besser gesagt, das haben wir noch nie erlebt: Ute Daniezick hat zum Jubiläum ein Lied für uns geschrieben und trug es zum Auftakt des Abends mit E-Gitarre vor! Einen echten Ohrwurm hat sie da hingekriegt, der uns ganz verlegen machte und sicher ein paar Augen vor Rührung nass werden ließ. Der Refrain („So noch nie“) hat Fankurven-Feuerzeug-in-die-Höhe-Qualitäten) Danke, Ute! Gastgeber und Mit-Gründungsvater Stefan Greitzke führte fortan durch den Abend und erzählte, wie einst alles begann. Die einzelnen Texte des Abends werden nicht ausführlich besprochen, weil sie ja alle schon einmal bei SNN vorgestellt, teilweise speziell für die Lesebühne verfasst worden sind: Frank Georg Schlosser las „Kaukasus“, einen Kampf um Phantasie und Realität, Ulrike Warmuth „Ungleichung“, eine poetische und schonungslose Liebesanalyse, Angela Bernhardt „Draußen“, einen historisch-tragischen Monolog und Heiko Heller „Am Ende wirft man nur Sand“, das Bekenntnis eines Beerdigungs-Schmarotzers. Heiko schmuggelte jedoch tatsächlich einen taufrischen, noch nie gelesenen Text ein, und zwar ein Gedicht aus 99 Worten, eine wahre Dichterschelte vom begnadeten Schandmaul Heiko. (An dieser Stelle danken wir nochmals allen Fans, die uns vor dem Jubiläum 99-Worte-Texte geschickt haben. Wir hoffen, sie haben sie in den großen transparenten Luftballons entdeckt!).  Damit gingen die Teams in die Pause.

2. Halbzeit: Losen, wählen, wählen lassen

Die zweite Halbzeit begann mit Leovinus, der Bücher zu vergeben hatte. Die glücklichen GewinnerInnen der Bücher-Verlosung freuten sich über „Seitenblicke“ von Ulrike Warmuth, „Warum der stille Salvatore eine Rede hielt“ von Michael Wäser und „Wutsch“ von Angela Bernhardt (welche beidletzte an dieselbe, wahrhaftige Lottokönigin gingen! – siehe Fotogalerie) und der Hauptgewinn, ein Bücherpaket mit Werken von SNN (unsere Anthologie), Heiko Heller, Leovinus, Frank Georg Schlosser und Michael Wäser, fand ebenso einen hoch erfreuten Besitzer. Stefan übernahm, um sogleich eine/n Themenbeauftragte/n zu finden. Wie schön, dass sich als Themenbeauftragte für August beim heutigen Jubiläum ausgerechnet eine SNN-Debütantin der Herausforderung stellt. Ulrike Stockmann lehnte das erste Zuschauerthema „Von Wind und Sand“ ab und musste dann „kleiner Mann“ nehmen. Wir sind gespannt, was sie am 22. August bei der 101. Lesebühne dazu vorbringen wird!

Lesen und singen

Weiter ging es mit der Lesung: Michael Wäser trug „Alexander“ vor, eine verstörende Künstlergeschichte, Petra Lohan „Der Beamte und das Mädchen“, eine surreal-sensible Behördenfantasie, Leovinus „Was nach dem Clown kam“, ein mysteriöses Bahnreisen-Gleichnis mit roter Nase. Ute schenkte uns abschließend noch einmal ihr Lied, und wie bei „You never walk alone“ sang nun die Menge mit ihr den Refrain.
Wir bedanken uns bei Ute, bei allen, die mitgeholfen haben im und vom Zimmer 16, und natürlich bei allen, die den Abend zu so einem beeindruckenden Erlebnis gemacht haben – unserem Publikum! Wir jedenfalls haben uns in etwa so gefühlt, wie sich die Isländer nach ihrem Sieg gegen England gefühlt haben müssen – wahnsinnigglücklichsson! Und nicht zu vergessen: Der Erlös aus Eintritt und Bücher-Verlosung, den wir nun der Organisation „Autoren helfen“ für Flüchtlingsprojekte überweisen können, beläuft sich auf stramme 192,- Euro.

Wir sehen uns hoffentlich alle (!) wieder bei der nächsten, dann wieder regulären, einhundertsten offenen Lesebühne am 25. Juli im Zimmer 16 mit dem Themenbeauftragten Frank Georg Schlosser – AU REVOIR!

SNN 99 – Wir stellen vor: Heiko Heller

Vor dem großen, 99. Jubiläumsabend am 27. Juni stellen wir jeden Montag und Donnerstag eine/n der acht AutorInnen hier mit einem Fragebogen vor, den wir sie zu beantworten gezwungen haben.


Heiko Heller beehrt SNN seit Jahren immer wieder mit seinen Streifzügen durch das absurde Berliner Leben. Aus irgend einem Grund wird der Mann geradezu verfolgt von Dummbeuteln, Holzköpfen und Vollignoranten. Das tut uns sehr leid für ihn, aber da er so urkomische Geschichten und Miniaturen darüber schreibt, kann es gerne so bleiben.

Werden wir mal persönlich: Aus welcher Gegend stammst du überhaupt und würdest du unseren Lesern einen Wochenendtrip dorthin empfehlen?

Ich bin in Berlin-Lichtenberg im Ortsteil Friedrichsfelde geboren. Natürlich empfehle ich euren Lesern nicht, dort einen Wochenendtrip zu verbringen. Schließlich will ich am Samstag, wenn ich meine Mutter besuche, nicht von orientierungslosen Menschen gestört werden, die mir mit ihren Rollkoffern im Weg rumstehen.

Was hat dich ausgerechnet nach Berlin verschlagen?

Wie schon erwähnt, komme ich ja direkt von hier. Meine Eltern reden nicht sehr viel darüber, aber alle Indizien sprechen dafür, dass sie vor meiner Geburt Sex hatten, und dann einfach in Berlin geblieben sind.

Wie bist du zum Schreiben gekommen, also außer dem Schreibenlernen in der Grundschule natürlich?

Frauen.
Vielleicht sollte ich ausführlicher werden. Ich habe vier Brieffreundinnen. Da ich diese sozialen Kontakte sehr schätze, musste ich schreiben. Ich erzählte ihnen dann oft von meinem Alltag. Obwohl dieser nicht so spannend ist, versuchte ich, diesen humorvoll und spannend darzustellen. Sie meinten dann irgendwann, ich solle diese Geschichten doch auch anderen Menschen mal vortragen. Weil ich es gewohnt bin, Anweisungen von Frauen zu befolgen, stand ich dann irgendwann auf einer Lesebühne.

Wie würdest du dich als Autorin/Autor charakterisieren?

Ich bin faul, kreativ, humorvoll.

Kannst du dich noch an deinen ersten SNN-Abend erinnern und wie du auf SNN aufmerksam geworden bist? Wenn ja: Gratuliere, du hast ein ausgezeichnetes Gedächtnis, denn das muss schon ein paar Jährchen her sein. Und jetzt: Bitte erzähl deine SNN-Geschichte.

Es war vor einigen Jahren im Mai. Ich hatte Urlaub, und da ich nicht gern verreise, schaue ich mir im Urlaub immer die Kulturlandschaft Berlins an. So entdeckte ich in einem Stadtmagazin den Programmhinweis für die offene Lesebühne SoNochNie. An diesem Abend waren neun Autoren da, die ihre Texte vorgelesen haben, und ich als Publikum. Ich hatte an dem Abend den Eindruck, dass meine konstruktive Kritik nicht für voll genommen wurde, nur weil ich nichts vortrug. Einen Monat später bin ich dann mit Texten wiedergekommen und dann waren sie doch ganz nett.

Was unsere Leser ganz besonders interessiert: Hast du Lampenfieber, wenn du hinterm Lesetisch Platz nimmst???!!?

Natürlich habe ich Lampenfieber, ich weiß ja schließlich nicht, wie meine Texte, die ich mir in meinem stillen Kämmerlein ausgedacht habe, beim Publikum ankommen. Aber eine gewisse Anspannung ist der Sache zuträglich, sie darf nur nicht überhandnehmen.

Das Zimmer 16 ist …

ein schöner Ort, um Kultur zu erleben.

Nach dem Lesen wird bei uns über den Text diskutiert, manchmal ziemlich lebhaft. Ist dir dabei schon mal, innerlich oder äußerlich, der Kragen geplatzt – egal ob vor oder hinter dem Lesetisch? Warum, oder warum nicht? (Namen werden unkenntlich gemacht 😉 )

Äußerlich definitiv noch nie, da meine Hemden nicht so eng sitzen. Innerlich bin ich auch sehr ausgewogen. Nur wenn jemand eitel auf einen anderen herabblickt und mit seiner Kritik nicht helfen, sondern sich nur über die andere Person erheben möchte, dann ertrage ich das nur sehr schwer.

Was wir unbedingt wissen wollen (Hosen runter!): Warum kommst du immer wieder zu SoNochNie?

Frank Georg Schlosser freut sich, wenn ich da bin, und wenn ich einem älteren Herrn eine Freude bereiten kann, so mache ich das doch gerne. Ab und zu muss ich auch meinen Selbstdarstellungsdrang ausleben. Außerdem kann man immer etwas dazu lernen, wie man Momente, Gefühle, Begebenheit, etc. schriftstellerisch ausdrückt oder wie man es auf keinen Fall machen sollte.

Zum Abschluss: Gibt es auch außerhalb des Zimmer 16 etwas von dir zu lesen/hören? Was? Wo? Wann?

Ein bis zwei Mal im Jahr darf ich bei meiner Lieblingslesebühne „Vision und Wahn“ im Periplaneta Literaturcafé auftreten. Dass ich Kuchenmäzen der Lesebühne bin, mag dieser Sache sehr dienlich sein. Wenn die Stammmannschaft nach meinem Auftritt mit vollem Mund und dem nächsten Stück Zitronenkuchen in der Hand sagt: „Du schreibst schon tolle Texte, aber kannst du beim nächsten Mal mehr Mandelkuchen mitbringen?“, dann weiß ich, dass dort mehr als eine Facette meiner Persönlichkeit geschätzt wird.
Und dann bin ich auch öfter zum monatlichen „Open Mic“ im Haus der Sinne. Dort läuft es aber anders ab. Da werde ich finster angeblickt, wenn ich ohne Textblatt erscheine.
Ansonsten bin ich, wie ich oben erwähnte, ein recht fauler Autor und kümmere mich nicht um Auftritte. Wenn man mich als Autor einlädt, sag ich selten Nein und bin dann stets sehr bemüht zu brillieren. Schließlich bin ich selbst oft Gast und schätze es, wenn man mich gut unterhält.


Vor Heiko Heller haben wir Angela Bernhardt und Clemens Franke vorgestellt, es folgt am 9. Juni Leovinus.