Vor dem großen, 99. Jubiläumsabend am 27. Juni stellen wir jeden Montag und Donnerstag eine/n der acht AutorInnen hier mit einem Fragebogen vor, den wir sie zu beantworten gezwungen haben.
Heiko Heller beehrt SNN seit Jahren immer wieder mit seinen Streifzügen durch das absurde Berliner Leben. Aus irgend einem Grund wird der Mann geradezu verfolgt von Dummbeuteln, Holzköpfen und Vollignoranten. Das tut uns sehr leid für ihn, aber da er so urkomische Geschichten und Miniaturen darüber schreibt, kann es gerne so bleiben.
Werden wir mal persönlich: Aus welcher Gegend stammst du überhaupt und würdest du unseren Lesern einen Wochenendtrip dorthin empfehlen?
Ich bin in Berlin-Lichtenberg im Ortsteil Friedrichsfelde geboren. Natürlich empfehle ich euren Lesern nicht, dort einen Wochenendtrip zu verbringen. Schließlich will ich am Samstag, wenn ich meine Mutter besuche, nicht von orientierungslosen Menschen gestört werden, die mir mit ihren Rollkoffern im Weg rumstehen.
Was hat dich ausgerechnet nach Berlin verschlagen?
Wie schon erwähnt, komme ich ja direkt von hier. Meine Eltern reden nicht sehr viel darüber, aber alle Indizien sprechen dafür, dass sie vor meiner Geburt Sex hatten, und dann einfach in Berlin geblieben sind.
Wie bist du zum Schreiben gekommen, also außer dem Schreibenlernen in der Grundschule natürlich?
Frauen.
Vielleicht sollte ich ausführlicher werden. Ich habe vier Brieffreundinnen. Da ich diese sozialen Kontakte sehr schätze, musste ich schreiben. Ich erzählte ihnen dann oft von meinem Alltag. Obwohl dieser nicht so spannend ist, versuchte ich, diesen humorvoll und spannend darzustellen. Sie meinten dann irgendwann, ich solle diese Geschichten doch auch anderen Menschen mal vortragen. Weil ich es gewohnt bin, Anweisungen von Frauen zu befolgen, stand ich dann irgendwann auf einer Lesebühne.
Wie würdest du dich als Autorin/Autor charakterisieren?
Ich bin faul, kreativ, humorvoll.
Kannst du dich noch an deinen ersten SNN-Abend erinnern und wie du auf SNN aufmerksam geworden bist? Wenn ja: Gratuliere, du hast ein ausgezeichnetes Gedächtnis, denn das muss schon ein paar Jährchen her sein. Und jetzt: Bitte erzähl deine SNN-Geschichte.
Es war vor einigen Jahren im Mai. Ich hatte Urlaub, und da ich nicht gern verreise, schaue ich mir im Urlaub immer die Kulturlandschaft Berlins an. So entdeckte ich in einem Stadtmagazin den Programmhinweis für die offene Lesebühne SoNochNie. An diesem Abend waren neun Autoren da, die ihre Texte vorgelesen haben, und ich als Publikum. Ich hatte an dem Abend den Eindruck, dass meine konstruktive Kritik nicht für voll genommen wurde, nur weil ich nichts vortrug. Einen Monat später bin ich dann mit Texten wiedergekommen und dann waren sie doch ganz nett.
Was unsere Leser ganz besonders interessiert: Hast du Lampenfieber, wenn du hinterm Lesetisch Platz nimmst???!!?
Natürlich habe ich Lampenfieber, ich weiß ja schließlich nicht, wie meine Texte, die ich mir in meinem stillen Kämmerlein ausgedacht habe, beim Publikum ankommen. Aber eine gewisse Anspannung ist der Sache zuträglich, sie darf nur nicht überhandnehmen.
Das Zimmer 16 ist …
ein schöner Ort, um Kultur zu erleben.
Nach dem Lesen wird bei uns über den Text diskutiert, manchmal ziemlich lebhaft. Ist dir dabei schon mal, innerlich oder äußerlich, der Kragen geplatzt – egal ob vor oder hinter dem Lesetisch? Warum, oder warum nicht? (Namen werden unkenntlich gemacht 😉 )
Äußerlich definitiv noch nie, da meine Hemden nicht so eng sitzen. Innerlich bin ich auch sehr ausgewogen. Nur wenn jemand eitel auf einen anderen herabblickt und mit seiner Kritik nicht helfen, sondern sich nur über die andere Person erheben möchte, dann ertrage ich das nur sehr schwer.
Was wir unbedingt wissen wollen (Hosen runter!): Warum kommst du immer wieder zu SoNochNie?
Frank Georg Schlosser freut sich, wenn ich da bin, und wenn ich einem älteren Herrn eine Freude bereiten kann, so mache ich das doch gerne. Ab und zu muss ich auch meinen Selbstdarstellungsdrang ausleben. Außerdem kann man immer etwas dazu lernen, wie man Momente, Gefühle, Begebenheit, etc. schriftstellerisch ausdrückt oder wie man es auf keinen Fall machen sollte.
Zum Abschluss: Gibt es auch außerhalb des Zimmer 16 etwas von dir zu lesen/hören? Was? Wo? Wann?
Ein bis zwei Mal im Jahr darf ich bei meiner Lieblingslesebühne „Vision und Wahn“ im Periplaneta Literaturcafé auftreten. Dass ich Kuchenmäzen der Lesebühne bin, mag dieser Sache sehr dienlich sein. Wenn die Stammmannschaft nach meinem Auftritt mit vollem Mund und dem nächsten Stück Zitronenkuchen in der Hand sagt: „Du schreibst schon tolle Texte, aber kannst du beim nächsten Mal mehr Mandelkuchen mitbringen?“, dann weiß ich, dass dort mehr als eine Facette meiner Persönlichkeit geschätzt wird.
Und dann bin ich auch öfter zum monatlichen „Open Mic“ im Haus der Sinne. Dort läuft es aber anders ab. Da werde ich finster angeblickt, wenn ich ohne Textblatt erscheine.
Ansonsten bin ich, wie ich oben erwähnte, ein recht fauler Autor und kümmere mich nicht um Auftritte. Wenn man mich als Autor einlädt, sag ich selten Nein und bin dann stets sehr bemüht zu brillieren. Schließlich bin ich selbst oft Gast und schätze es, wenn man mich gut unterhält.
Vor Heiko Heller haben wir Angela Bernhardt und Clemens Franke vorgestellt, es folgt am 9. Juni Leovinus.