Parabo/elhaftes

In jener stürmischen Herbstnacht des 28. Oktober 2013 wagten sich ganze drei Autoren auf die Zimmer16-Bühne, um mit ihren handgeschliffenen Wortwaffen den angekündigten Elementen zu trotzen. Ich will es gleich vorwegnehmen: Ihr Mut wurde belohnt! Der Sturm hatte sich nach zwei Stunden mal scharf geschleuderter, mal sanft entsandter Sprachblitze in ein zahmes Lüftchen verwandelt und trug uns alle bei frühlingslauen Temperaturen heiter beschwingt nach Haus‘.

Traditionell eröffnete unser Themenbeaftragter den Abend, diesmal war es Michael – weithin geschätzt für seine präzisen und immer überraschenden Textperlen. ‚Glanz‘ nannte er seine aktuelle Parabel auf die Dekadenz unserer Zeit, und Glanz überzog die Augen der Zuhörer ob der gebotenen Sprachschönheit. Sehr gewitzt dabei der Kniff, die Geschichte aus der Perspektive eines 6.000 Euro schweren Speisetellers zu erzählen, der mit seiner perfekten Parabolspiegelform sowohl für höchste Erbauung als auch tiefsten Fall sorgte. Und wer dabei heraushörte, dass die Dekadenz ihren Untergang für ein bisschen Nervenkitzel zumindest billigend in Kauf genommen habe, der hegt vielleicht noch Hoffnung für eine Gesellschaft, in der das Gift – wie in diesem Teller – nur hauchdünn unter der Oberfläche lauert.

Gift und Rausch können nah beieinander liegen, und damit schlage ich dreist den Bogen zum Beitrag von Anita, einer Reihe kalendarisch zugeordneter Flamenco-Gedichte. Nicht der harte Rhythmus des Klischees bestimmte ihre Sprache, sondern die Vielfalt der im Tanz mitschwingenden Gefühle – und so entstand ein lyrisches Fließen in Rot und Schwarz, das allgemein Anklang fand. Auch ihr anschließender mordlüsterner Text blieb diesen Farben verpflichtet, zumal die Pointe schönschauriges Erschrecken nur realmaßstäblich verkleinerte.

Frank holte uns mit seiner zugespitzten Satire ‚Die Herabwürdigung‘ auf den deutschen Arbeitsmarkt und in die Niederungen heiligen Zornes zurück. Wer bis dahin geglaubt hatte, er dürfe Promi-Gesichter zum Privatvergnügen je nach Stimmungslage ein wenig ausschmücken, der musste sich eines Besseren belehren lassen. Gesellschaftlicher Konsens über mediale Verlogenheit und scheinheilige Justiz sind allerdings auch dankbare Themen für gute Unterhaltung. Wie schön, Frank, dass dir selbige im Blute liegt!

Nicht zuletzt und doch zum Schluss wurde Michael – schon wieder! – zum Themenbeauftragten für den Dezember gewählt. Als Thema hätte er Feengeschichten, Grausamkeit, Tropf, Erdbeben, der Nazi in mir, Alles normal und ja verständlich? und diverse Adventsvarianten wie St. Nikolaus, Nico Laus oder Vom Himmel hoch erwischen können, aber die Glücksfee sah für ihn DAS PERFEKTE FEST vor. Was immer das sein mag – spannend wird es am 23.12. unter Garantie!

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